Dienstag, 18. November 2008

Zwischenfazit

Der erste freie Tag gibt Zeit genug, um mal ein paar Gewinner und Verlierer der bisherigen Tage zu sortieren, natürlich ganz subjektiv und ohne Anspruch auf Vollstädnigkeit:

Gewinner:

  • Die deutsche A-Nationalmannschaft der Herren: natürlich, denn wer hätte vor dem Turnier gewettet, dass die Jungs nach 5 Runden an der Tabellenspitze stehen. Mannschaften wie Schottland und Slowenien sind keine Spitzenmannschaften, aber unangenehme Gegner, die Spanier schon eine richtige Hausnummer und Russland natürlich Topfavorit, alle Achtung, man kann nur hoffen, dass der Rhythmus nicht durch den Ruhetag gestört wird.
  • "Bundes-Uwe": Was ist der Nationaltrainer angegriffen worden. Als Jürgen Klinsmann sich gegen Oliver Kahn entschied, war das Geschrei groß, als Uwe Bönsch Leonid Kritz und Alexander Graf ausbootete und dafür Igor Khenkin und Daniel Fridman nominierte ,gab es ebenfalls Gezeter. Natürlich kann man über die Aufstellung diskutieren, aber bis jetzt gibt ihm der Erfolg recht.
  • Arkadi Naiditsch und Georg Meier: Die beiden Spitzenbretter von Deutschland 1+2 finden sich in der Brettwertung auf Platz 2 und 6!
  • Valentin Iotov: der junge Großmeister aus Bulgarien ist der einzige Spieler, der bis jetzt alle 5 Partien gewonnen hat! Im Mai, bei der Internationalen Hamburger Meisterschaft, lief es noch gar nicht gut, aber jetzt ist er in Topform. Sein Hamburger Gastgeber Björn Bente freut sich schon auf ein Wiedersehen am Freitag.
  • Fabiano Caruana: Nach zwei Niederlagen zum Auftakt besiegte er erst das Urgestein Viktor Korchnoi und setzte dann mit einem Schwarzsieg gegen Michael Adams noch einen drauf.
  • Das Organisationsteam: Auch hier waren die Nörgler schnell dabei. Vor Ort scheint alles perfekt zu klappen, die Übertragungen klappen perfekt, die Spieler fühlen sich bestens versorgt. Eine tägliche Zeitung liegt gratis aus, was will man mehr?
  • Steven Male und Moses Kawuma: die beiden Brüder bilden die Nationalmannschaft aus Uganda. Mit nur zwei Spielern ist es unmöglich, ein Match zu gewinnen, aber zweimal gelang ein 2-2. In Runde 3 gegen Lettland war Steven beim Shoppen in der Innenstadt hängen geblieben, also gab es ein kampfloses 0-4! Solche Geschichten schreibt nur Olympia!
  • Das neue Regelwerk: (1) Kein Remisangebot vor Zug 30, eine gute Sache, die funktioniert. Zumindest werden allzu schnelle Remisen verhindert. Klar, wenn beide Spieler sich einig sind, dann wird halt in Zug 30 der Punkt geteilt, aber die Versuchung ist vielleicht n icht mehr so groß. (2) Pünktliches Erscheinen, ebenfalls gut! Bei welcher Sportveranstaltung ist es denkbar, dass ein "Athlet" eine halbe Stunde zu spät zum Wettkampf erscheint? Bisher gibt es anscheinend nur einen Fall, in dem eine Spielerin zu spät kam und so ihre Partie verlor.

Verlierer:

  • Wladimir Kramnik, der Vizeweltmeister spielt mit, das ist eine gute Nachricht. Aber bisher hat er nicht überzeugen können. Vier Remisen sind natürlich sehr solide, aber das Neuerungsfeuerwerk, das viele Schachfans erwartet haben, ist bisher ausgeblieben. Anscheinend knabbert er noch an der WM-Niederlage. Hoffen wir auf Besserung im Laufe des Turniers.
  • Michael Adams, erst verlor er gegen Magnus Carlsen, dann gegen Caruana und zu guter Letzt wurde ihm auch noch der Zugang an die Bretter verwehrt. Hintergrund: damit nicht zuviele Personen an den Brettern herumlaufen, ist es den Spielern, die pausieren oder ihre Partien beendet haben, nicht erlaubt, wieder in die Spielzone zurückzukehren. Die Helfer kennen keine Gnade, noch nicht mal bei der englischen Nummer 1. Wenn es mal nicht läuft, dann läuft es nicht.
  • Ticketing: Goldkarten mit Zugang an die Bretter kosten gut 30 Euro, die "Platin-Tickets" satte 135 Euro. Und was bekommt man dafür? Ein kleines Catering in der VIP-Lounge, in der ansonsten aber nicht besonders viel geboten wird.
  • Die ukrainische Damenmannschaft, klar läuft es nicht bei allen Teams gleich gut, aber die Mädels um Katherina Lahno und Natalie Zhukova haben bislang schon enttäuscht: keine wirklich gute Mannschaft zum Gegner gehabt und schon zwei Punkte abgegeben, das ist viel.

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